Live Konzert #powerhouse_rotation

Das zweite Live-Konzert von TRIKESTRA hat seine Premiere auf dem DETECT Classic Festival feiern dürfen. Damit ist die Reihe vollständig: 3 Orchester und 3 Konzerte. 

Jedes dieser Konzerte war ein Unikat für sich und hat die Handschrift des leitenden Orchesters getragen. 

Beim Abschlusskonzert #powerhouse_rotation hatte die JNP den Hut auf und hat TRIKESTRA gezeigt, dass der Mensch des Musizierenden eine wichtige Rolle spielt und das Gesamtwerk mitgeprägt. 

Gemeinsam entwickelten die Musiker:innen der JNP, des DSO und des STEGREIF.orchester das Programm und führten die Performance am 01.08.2021 auf dem DETECT Classic Festival in Trollenhagen auf. 

Verbunden mit Improvisationen wurden folgende Werke gespielt:

Fanny Hensel: Ouvertüre in C 

Jean Francaix: 9 pièces caractéristiques pour 10 instruments à vent 

Grazyna Bacewicz: Konzert für Streichorchester 

Hiromu Seifert: “Field Research” (Rekomposition über J.S. Bach „Ricercar à 6“)

Dirigiert wurde von Kiril Stankow

Choreografie von Lea Hladka

Der Komponist Hiromu Seifert möchte folgende Gedanken zu seinem Werk mit Ihnen teilen:

“Field Research” , also auf deutsch “Feldforschung”, ist eine Re-Komposition basierend auf
J.S. Bachs “Ricercar a 6” aus der kontrapunktischen Werksammlung “Das Musikalisches Opfer”. 

Der Titel hat mehrere Bedeutungen.
Zum einen hat die Re-Komposition – genau wie die 6-stimmige Fuge – harmonisch und melodisch einen suchenden, vorwärtsdrängenden Charakter ohne klare Zwischenschlüsse. 

Zum anderen ist das Einstudieren des Stückes selbst eine Art “Forschung”
– zum Beispiel beim “Bachian Blues”, einem auf der 12-taktigen Bluesform basierenden Improvisationsteil. Hier wird mit einem ganz anderen Ansatz als beim Jazz-Blues experimentiert; die Phrasierung und melodiöse Gestaltung basiert hier auf der Verarbeitung von Motiven auf eine
Art, die ein Stück von Bach imitieren soll.
Dieser und andere “Spiel-Räume” dienen der Erkundung der musikalischen Möglichkeiten jenseits
des Gewohnten und Eingeübten.
Somit hat die Komposition einen gewissen offenen “Workshop-Charakter”, in dem Raum für die Musiker ist, eigene Impulse einzubringen. 

Zu guter letzt war mir schon beim Schreiben der Komposition bekannt, dass die Proben im Umland von Berlin stattfinden. Auch aus der Großstadt-Hektik heraus zukommen und sich in einer natürlichen Umgebung in Ruhe auf eine musikalische und seelische Erkundungs-Reise zu begeben ist ein Aspekt von “Field Research”. 

Um trotz der offenen Passagen, nicht den roten Faden zu verlieren, basiert das gesamte, vorgeschlagene Improvisations-Material fast ausschließlich auf den ersten ca. 30 Takten des Ricercars. 

Ein anderes Experiment wurde am Ende der Komposition gewagt, bei dem die ersten (je nach Zählweise) 32 oder 16 Takte des “Ricercars”, die auch den Anfang von “Field Research” bilden,
leicht editiert und adaptiert, rückwärts gespielt werden. 

Dadurch entsteht ein abschließender runder Effekt – gleichzeitig klingt es gewohnt und doch total frisch. 

Ich erhoffe mir, dass “Field Research” eine Energie der Neugierde und Lust, Neues auszuprobieren sowohl beim Musiker als auch beim empfangenden Publikum erzeugt.